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„Die Brennessel ist die verachtetste unter den Pflanzen. Für den Kenner hat sie in der Tat den größten Wert.“

Sebastian Kneipp

Die Brennnessel wird zu Unrecht oft als Unkraut bezeichnet. Wahrscheinlich hat jeder von euch schon Erfahrung mit den Brennhaaren dieser Wildpflanze gemacht. Als Nutz- und Heilpflanze ist sie aber schon seit Jahrtausenden sehr geschätzt. Auch unsere Großeltern wussten um die Heilkraft der Brennnessel. So hat Anjas Oma sie für gesunde Tees benutzt und äußerlich für Haarkuren verwendet.

Ein Lebensmittel mit vielen gesunden Nährstoffen

Die Heilpflanze kann euch mit vielen Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium, Kalzium und Eisen versorgen. Damit ist sie unter anderem für eine vegane Ernährung ein toller Nährstofflieferant. Außerdem enthält sie viel Vitamin C (etwa dreimal so viel wie Brokkoli), die Vitamine A und E, Eiweiß, Enzyme und sekundäre Pflanzenstoffe. Die Samen sind reich an Linolsäure, Vitamin E, Schleimstoffen und Karotinoiden.

Die Brennnessel wird als Heilpflanze innerlich gegen Rheuma, Gicht, Hautkrankheiten und Leberbeschwerden eingesetzt. Weil das enthaltene Eisen für unseren Körper eine gute Verfügbarkeit hat, kann man die Brennnessel auch bei Blutarmut einsetzen. Ihre Inhaltsstoffe fördern die Durchblutung und wirken harntreibend. Deshalb wird die Brennnessel oft für Entgiftungskuren genutzt. Man sagt der Heilpflanze außerdem eine entzündungshemmende und krebsvorbeugende Wirkung nach.

Auch die Samen wirken harntreibend. Deshalb können sie bei Harnwegsinfekten hilfreich sein. Wichtig ist dabei, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.

Eine gute Einführung in die Welt der Wildkräuter bieten diese Bücher:

Die wichtigsten essbaren Wildpflanzen

Auch äußerlich könnt ihr die Brennnessel verwenden. Brennnesselwasser regt das Haarwachstum an und beruhigt die Kopfhaut. Es fördert die Durchblutung und stärkt die Haarwurzeln.

Wie bei allen Heilkräutern ist es wichtig, bei Vorerkrankungen oder in der Schwangerschaft vor der Verwendung Rat von einem Arzt oder Heilpraktiker einzuholen.

Brennnessel und Dackel
Wächst höher als ein Dackel – und liefert für Mensch und Hund viele wichtige Nährstoffe: die Brennnessel

Vorkommen der Brennnessel

Die Brennnessel findet man in Nord- und Mitteleuropa, in Nordamerika und in Asien. Sie ist winterhart und wächst fast überall. Ihr könnt die robuste und widerstandsfähige Heilpflanze fast das ganze Jahr über sammeln.

Ja nach Nährstoffgehalt des Bodens kann die Brennnessel ca. 40-200 cm hoch wachsen. Sie wächst bevorzugt an sonnigen bis halbschattigen Standorten. Die Wildpflanze findet sich in nährstoffreichen Böden mit ausreichend Feuchtigkeit.

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Ungedüngte, naturnahe Standorte eigen sich – wie bei allen Wildpflanzen – zum Sammeln am besten. In der Nähe von Straßen oder gedüngten Feldern könnt ihr davon ausgehen, dass die Pflanzen mit Schadstoffen belastet sind. Die Brennnessel wächst an Waldrändern, auf Brachflächen, in der Nähe von Teichen und Flüssen und meist auch in eurem Garten. Sie ist eine wichtige Nährpflanze für Raupen und Schmetterlinge und trägt im heimischen Garten zu einem gesunden Ökosystem bei.

Die Brennnessel hat zugespitzte Blätter mit gesägtem Blattrand. Zwischen Juni und Oktober könnt ihr die Blüten sammeln. Sie sind grünlich-weiß und hängen in Rispen herab. Nach der Blüte bilden sich kleine Nussfrüchte, die die Samen der Brennnessel enthalten. Auch diese könnt ihr sammeln und zu Salaten, Joghurt oder als Gewürz verwenden.

Nachdem die Brennnessel ihre Samen gebildet hat, zieht sich die Kraft der Pflanze in die Wurzel zurück. Das ist die beste Zeit, um Wurzeln auszugraben und für eine gesunde Ernährung zu nutzen.

Wenn mal die Zeit zum Sammeln findet oder euer Vorrat aufgebraucht ist, können wir diesen Presssaft empfehlen. Er besteht aus 100& Brennnesselkraut und eignet sich z.B. für eine Entgiftungskur.


Wie ihr die widerstandsfähige Pflanze am besten erntet

Die Pflanze ist allgemein bekannt vor allem wegen ihrer kleinen Brennhaare. Diese brechen bei Berührung ab und bohren sich in die Haut. Das Brennen und die roten Quaddeln, die eine Begegnung mit Brennnesseln hinterlässt, kommen von der in den Haaren enthaltenen Kiesel- und Ameisensäure. Auch wenn die Quaddeln unbedenklich sind und schnell wieder verschwinden, nutzen wir zum Ernten von Brennnesseln Handschuhe. Am besten gelingt die Ernte mit einer Schere. Dazu könnt ihr einfach das obere Drittel der Heilpflanze abschneiden. In diesem Teil befinden sich auch die meisten Nährstoffe.

Brennnessel, zum Trocknen aufgehängt
Am besten lassen sich die Brennnesselpflanzen trocknen, wenn ihr sie an einer Schnur aufhängt

Verwendung der Brennnessel

Alle Pflanzenteile der Brennnessel sind voll mit gesunden Nährstoffen. Ihr könnt Blätter, Samen, Stengel und Wurzeln verwenden.

Vor der Verwendung solltet ihr die Brennnessel trocknen, mit einem Mixer zerkleinern oder mit heißem Wasser überbrühen. Dadurch werden die Brennhaare zerstört und ihr könnt die Wildpflanze gefahrlos weiterverarbeiten. Ihr könnt die Brennnessel kochen oder direkt als Rohkost verwenden.

Aus den Blättern der Brennnessel könnt ihr einen selbstgemachten, gesunden Tee durch Trocknen herstellen. Der Tee unterstützt den Körper beim Entgiften. Für eine Frühjahrskur könnt ihr z.B. 6 Wochen lang dreimal täglich eine Tasse Brennnesseltee trinken. Die Brennnessel wirkt entwässernd. Deshalbt solltet ihr bei regelmäßiger Verwendung dieser Wildpflanze auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Sollten euch die eigenen Blätter ausgehen oder ich habt keine Möglichkeit zum Sammeln und Trocknen, können wir euch diesen schonend getrockneten Bio Tee empfehlen. Grundsätzlich ist beim Kauf wichtig auf Ursprünglichkeit und gute Verarbeitung zu achten.

Vom Sammeln und Trocknen der Brennnessel

Die robuste Wildpflanze könnt ihr fast das ganze Jahr über sammeln. Wir haben trotzdem immer einen kleine Vorrat an getrockneten Brennnesseln. So können wir Tee machen und die getrockneten Blätter ins Müsli streuen, wenn wir mal nicht genug Zeit haben, frische Brennnesseln zu sammeln.

Zum trocknen könnt ihr die Blätter auf einem Stück Küchenpapier ausbreiten. Wenn ihr viel gesammelt habt, könnt ihr die Brennnesselpflanzen auch zusammenbinden. Dann hängt ihr sie einfach an einem trockenen Ort ohne direktes Sonnenlicht so lange auf, bis sie richtig trocken sind. Das kann eine gute Woche dauern, bei den einzelnen Blättern geht es etwas schneller. Wie bei allen Wildpflanzen solltet ihr darauf achten, dass sie wirklich richtig trocken sind, damit sie nicht schimmeln. Dann bewahrt ihr sie an einem kühlen und lichtgeschützten Ort auf. Richtig gelagert könnt ihr sie mehrere Monate aufbewahren.

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Außerdem könnt ihr aus den frischen Blättern leckeren Wildkräuter – Spinat machen.

Wir verwenden die Blätter frisch oder getrocknet außerdem für Smoothies und in unserem Müsli. Auch unser Hund Greta bekommt ab und zu ein paar getrocknete Brennnesselblätter unters Futter gerieben.

Die Samen könnt ihr in Joghurts oder im Müsli verwenden oder in unserem leckeren Wildkräutersalat, den ihr unter unseren Löwenzahn – Rezepten finden könnt.

Brennnesseln und Giersch - zwei Wildkräuter für eine gesunde Ernährung
Wachsen oft nebeneinander und schmecken zusammen sehr gut: Brennnesseln und Giersch

Gesunde Rezepte mit Brennnesseln

Rezept für Brennnesseltee

Für einen engiftenden Brennnesseltee nehmt ihr einfach eine Handvoll frische oder getrocknete Blätter. Diese überbrüht ihr mit heißem Wasser. Der Tee sollte fünf Minuten ziehen, dann könnt ihr die Blätter entfernen.

Wir geben die benutzten Blätter meist in die Erde unserer Balkonpflanzen. So können diese auch noch von den vielen Nährstoffen profitieren. Hier gilt wie bei allen Wildkräutern: je frischer, desto besser und desto mehr Nährstoffe. Wenn getrocknet, ist eine möglichst schonende Verarbeitung wichtig.

Junge Blätter eignen sich für Tee am besten. Die älteren Blätter enthalten mehr Gerbstoffe und können daher sehr bitter schmecken. Wenn auch die jungen Blätter für euren Geschmack zu bitter sind, könnt ihr den Tee einfach mit etwas Honig süßen.

Rezept für gesunden Wildkräuter – Spinat

Auch für den Wildkräuter – Spinat eignen sich am besten die jungen Blätter. Der Spinat ist schnell hergestellt und erinnert an herkömmlichen Spinat. Deshalb essen wir ihn auch am liebsten zusammen mit Kartoffeln und Spiegelei. Ihr könnt Brennnesseln und Giersch zu gleichen Teilen verwenden oder einfach eines der beiden gesunden Wildkräuter.

Für Wildkräuter – Spinat braucht ihr:

  • einen Bund Brennnesseln (hiervon am besten nur Blätter und Triebe verweden. Die Stengel können etwas zäh sein)
  • bei Bedarf einen Bund Giersch
  • Rapsöl (oder anderes Bratöl)
  • Zwiebeln
  • Knoblauch
  • Salz und Pfeffer zum Würzen
  • bei Bedarf Gemüsebrühe

Die Brennnesselblätter überbrühen wir kurz mit heißem Wasser. So stören uns die Brennnhaare beim Zubereiten nicht mehr. Dann schneiden wir sie klein. Wenn vorhanden, schneiden wir den Giersch ebenfalls klein. In der Pfanne dünsten wir die Zwiebel- und Knoblauchwürfel in etwas Öl. Dann geben wir die Wildkräuter dazu und löschen das Ganze mit etwas Wasser (oder, wenn ihr mögt, Gemüsebrühe) ab. Der Spinat muss dann nur noch ca. 15 Minuten bei schwacher Hitze köcheln. So habt ihr schnell ein gesundes und leckeres Essen zubereitet.

Brennnessel - Giersch Spinat in einem Topf
Brennnessel – Giersch Spinat. Zwei Wildkräuter für eine gesunde Ernährung

Rezept für einen leckeren Brennnessel – Smoothie

Für einen leckeren und gesunden Smoothie nehmt ihr am besten euer Lieblingsobst. Wenn die Brennnessel das Ganze etwas bitter macht, könnt ihr einfach mit etwas Honig, Datteln oder Banane mehr Süße reinbringen. Das Öl ist wichtig, damit auch die fettlöslichen Vitamine in eurem Smoothie vom Körper aufgenommen werden können.

Wir verwenden für unseren Brennnesselsmoothie:

  • eine handvoll frische Brennnesselblätter
  • eine handvoll frischen Giersch
  • einen halben Apfel
  • ein paar Erdbeeren
  • Walnüsse
  • Kressesamen oder andere Sprossen
  • einen Teelöffel Leinöl
  • Hafermilch
  • einen Teelöffel Honig oder ein paar Datteln

Wir zerkleinern alle Zutaten und geben sie mit der Hafermilch in unseren Smoothiemixer. Innerhalb weniger Minuten haben wir so ein leckeres und gesundes Getränk hergestellt. Das Schöne ist, dass wir je nach Saison und Geschmack mit verschiedenen Obstsorten viele abwechslungsreiche Smoothie – Variationen herstellen können. Am besten ihr probiert einfach aus, was euch am besten schmeckt.

Smoothie mit Früchten und Wildkräutern
Schnelles Rezept für eine gesunde Ernährung – ein Smoothie mit Wildkräutern und Obst

Oma Marthas Brennnessel – Haarkur

Von Anjas Oma haben wir außerdem zur äußerlichen Verwendung ein tolles Rezept für eine Brennnessel Haarkur.

Dafür brauchen wir:

  • 2 handvoll frische oder getrocknete Brennnesselblätter
  • 1/2 Liter Wasser
  • 1/4 Liter Obstessig
Brennnessel Haarkur Rezept
Oma Marthas Brennnessel Haarkur – auf der Schreibmaschine abgetippt in den 1980ern

Je nach Haarlänge reichen die Zutaten für mehrere Anwendungen. Wir geben die Blätter in eine Schüssel und übergießen sie mit kochendem Wasser. Das Ganze lassen wir 3 Stunden durchziehen. Dann gießen wir die Flüssigkeit ab. Anja Oma hat die Brennnesseln immer ordentlich ausgedrückt, um möglichst viel von den gesunden Inhaltsstoffen mitzunehmen. Der Obstessig wird dann mit dem Brennnesselaufguss vermischt. In einer Glasflasche abgefüllt und verschlossen aufbewahrt hält sich die Haarkur für mehrere Tage.

Die Haarkur könnt ihr dann als Spülung verwenden. Nach dem Haarewaschen könnt ihr die Kur in Haare und Kopfhaut einmassieren. Die Brennnessel regt die Durchblutung der Kopfhaut an. Dadurch kann sie förderlich auf den Haarwuchs wirken. Auch gegen Schuppen und gereizte Kopfhaut kann man die Kur gut anwenden.

Wer nicht selbst aktiv werden und trotzdem in den Genuss der tollen Wirkstoffe der Brennnessel kommen möchte dem empfehlen wir das Sanct Bernhard Brennnessel-Haarwasser.

Die Brennnessel kann aber noch mehr – als Helfer im Garten

Mit ihren vielen Nährstoffen und ihrer Widerstandskraft ist sie der perfekte Helfer zum Düngen und als Schädlingsschutz. Ein bekanntes Beispiel ist die selbstangerührte Brennnesseljauche mit der wir versuchen, unsere Pflanzen widerstandsfähig gegen Blattläuse, Schnecken und andere Vielfraße zu machen. Davon und von weiteren Verwendungsmöglichkeiten für den Öko – Garten berichten wir euch bald in unserer Rubrik „Garten“.

Weitere leckere und gesunde Wildkräuter stellen wir euch auch unter unserer Rubrik „Wildpflanzen“ vor.

Wir sind interessierte Laien und können keine medizinischen Ratschläge geben. Wenn ihr Vorerkrankungen habt, oder unsicher seid, dann sind euer Hausarzt oder ein Heilpraktiker die besten Ansprechpartner.

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