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Unendlich scheinende Wälder, abwechslungsreiche Landschaften und freundliche Menschen. Russland ist immer eine Reise wert. Mit der Transsibirischen Eisenbahn könnt ihr von Moskau aus quer durchs Land fahren. Anja hat diese Reise vor einiger Zeit gemacht und möchte hier ein paar Erlebnisse mit euch teilen. Von der Planung der Reise mit Visum usw. berichten wir in dem Artikel „Visum/Planung der Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn„.

Die Reise beginnt

Von meinem kleinen Siegerländer Dorf mit der Bahn in die weite Welt. Das entspricht meiner Vorstellung von Freiheit. Immer weiter fahren und am anderen Ende der Welt aussteigen. Schon lange hatte ich davon geträumt, mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren. Dieser Traum sollte nun endlich wahr werden.

Die Reise durch Russland wollte ich verbinden mit einem längeren Aufenthalt in der Mongolei. Über „Projects abroad“, eine Agentur für Freiwilligendienste im Ausland, hatte ich einen Job in einem mongolischen Waisenhaus bekommen. Über meine Aufenthalt berichte ich hier.

Erstmal ging es also mit gepackten Koffern an unseren kleinen Bahnhof. Dann über Köln nach Berlin. Dort habe ich eine Nacht einen Zwischenstopp eingelegt, bevor ich am nächsten Abend den ersten Nachtzug bestiegen habe. Mein Abteil habe ich mit einem deutsch-russischen Paar und einer deutsch-russischen älteren Dame geteilt. Wir sind spät abends gestartet, so dass wir uns schon bald ins Bett gelegt haben. Unter dem gleichmäßigen Rattern der Schienen bin ich ziemlich schnell eingeschlafen.

Unterwegs nach Moskau mit ungeplantem Zwischenstopp

Am nächsten Morgen hatten wir schon die weißrussische Grenze überschritten und warteten auf die erste Passkontrolle. Ich war recht entspannt und habe mich nett mit meinen Mitreisenden unterhalten.

Irgendwann kamen die Zollbeamten und ich war immer noch entspannt. Sie erzählten sich mit meinem Pass in der Hand irgendetwas auf russisch. Dann sprachen sie mit mir und weil ich nichts, verstanden habe, haben meine netten Mitreisenden für mich übersetzt. Mein Visum sei abgelaufen und ich müsse nun aussteigen und zurück nach Polen fahren.

Ein genauer Blick auf das Visum zeigte, dass es bis zum vorherigen Tag gültig war. Wie sich später herausgestellt hatte, wollte die Dame von der Reiseagentur beim Russland Visum sicherstellen, dass es rechtzeitig gültig ist und hat es für einen Tag früher ausstellen lassen. Das Weißrussland-Visum, das daran gekoppelt ist, war damit auch einen Tag früher gültig. Und damit leider auch einen Tag früher abgelaufen.

Hier alles zur Planung einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn:

Visum/Planung der Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn

Die große Freiheit endete also erstmal im Bahnhofsgebäude von Brest, das ich ohne gültiges Visum nicht verlassen durfte. Meine Mitreisenden waren ziemlich bestürzt über die Änderung meines Reisplans. Mir wurde sogar mein Koffer bis an den Bahnsteig getragen und immer wieder viel Glück gewünscht.

Da habe ich also mehrere Stunden gewartet. Zu dieser Zeit noch ohne Smartphone habe ich für 3 Euro eine Sms an meine Freundin Lisa geschickt, mit der Bitte meine Reiseagentur zu informieren. Ich musste ja rechtzeitig in Moskau sein, um meinen Zug zu erwischen, sonst wäre das Visum auch irgendwann ungültig gewesen.

Irgendwann nach einigen Stunden kam dann ein netter Mann in Uniform und hat mich zum Geldwechseln begleitet. Für meine 20 Euro habe ich ein dickes Bündel weißrussische Rubel bekommen, von dem ich dann für ca. 2 Euro eine Fahrkarte nach Polen gekauft habe.

Das dicke Bündel liegt immer noch in meiner Schublade, keine Bank weder in Russland noch zu Hause in Deutschland wollte meine weißrussischen Rubel haben.

Ich wurde dann freundlich in den Zug gesetzt und zehn Minuten später stand ich in Polen mitten im nirgendwo. Ohne Zloty und ohne eine Idee, wie ich denn jetzt weiterkomme. Die wenigen Fahrpläne, die es an dem kleinen Bahnhof gab, haben mir auch nicht wirklich weitergeholfen. Ich kannte keinen der Orte und Warschau war nicht mit auf dem Plan. Immerhin hatte ich aber europäisches Handynetz und damit eine Verbindung zu meiner Reiseagentur.

Die einzige Möglichkeit, noch rechtzeitig nach Moskau zu kommen, war ein Flug von Warschau aus am nächsten Tag. Diesen habe ich mir buchen lassen, ich musste also nur noch irgendwie nach Warschau kommen.

Vom Glück, hilfsbereite Menschen zu treffen

Wie ich da so ratlos am Bahnhof stand, kam ein Taxifahrer auf mich zu. Er konnte nicht viel Englisch sprechen, rief aber sofort seine Tochter an, damit sie mit mir sprechen konnte. Sie sagte mir, dass er auf ein deutsch-weißrussisches Paar wartet, dass er regelmäßig mit dem Taxi nach Warschau bringt. Wenn die beiden nichts dagegen hätten, könnte ich für 100 Euro mitfahren.

Nach kurzem warten kamen die beiden schon. Olga und ihr Mann hatten nichts dagegen, dass ich mitfahre. So waren wir schon bald unterwegs ins drei Stunden entfernten Warschau. Olga stellte sich als sehr nette Gesprächspartnerin heraus, die mir noch tolle Tipps für Hotels und Sehenswürdigkeiten in Warschau gegeben hat.

Das Budget, das mir die Reiseagentur vorgegeben hat, hat dann leider nur für ein Flughafen Hotel ziemlich weit außerhalb gereicht. Mitten im Nirgendwo habe ich es mir dann mit ein paar Bier an der Hotelbar gemütlich gemacht. Das war Olgas Tipp gegen meine Flugangst. „Trink einfach viel Bier.“

Am nächsten Morgen ging es dann aber endlich los zum Flughafen. Dort hatte ich noch genügend Zeit, um Olgas Tipp ein wenig zu beherzigen, bevor ich dann von der Bar ins Flugzeug gestolpert bin.

Nach der Landung am Flughafen in Moskau war ich dann bei der Reisepasskontrolle etwas nervös, aber es hat alles gepasst und ich konnte einreisen. So hatte ich immerhin noch einen sonnigen Tag in Moskau, bevor es am nächsten Nachmittag los ging zum nächsten Bahnhof.

Hier alles zur Planung einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn:

Visum/Planung der Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn

4er Abteil in der Transsibirischen Eisenbahn
Viel Zeit zum Lesen auf der 4tägigen Reise von Moskau nach Ulaanbaatar

Endlich unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn

Was ich den Tag über in Moskau schon festgestellt hatte, hat sich auch am Bahnhof wieder bestätigt. Mit Englisch kommt man nicht weit.

Ich fand das ganze eigentlich sympathisch. Wenn der Westen von uns nichts wissen will, dann machen wir halt unser eigenes Ding… und dazu gehört englisch sprechen wohl eher nicht. Ich war dann ganz froh, dass ich meinen mongolisch Sprachführer dabei hatte, da war auch eine Tabelle mit den Kyrillischen Buchstaben zu finden. Für die nächste Russland Reise werde ich auf jeden Fall auch einen russisch Sprachführer im Gepäck haben. Wir können hier aus eigener Erfahrung die „Kauderwelsch“-Reihe empfehlen. Die Sprachführer sind speziell für Reisende. In Grönland und in der Mongolei haben mir diese Bücher schon oft im Reisealltag weitergeholfen.

Mit etwas Mühe habe ich dann nach und nach die Orte auf der Anzeigetafel entziffert, bis endlich „Peking“ dabei war. Ich habe noch ein bisschen die Bahnsteige abgesucht und dann stand ich endlich vor der Bahn. Schnell hatte ich mein Abteil gefunden, das ich mir mit Daisy, einer Engländerin Anfang 20 geteilt habe.

Die nächsten vier Tage und Nächte waren wir nun unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn. Durch die russischen Wälder, vorbei am Baikalsee und an vielen kleinen Örtchen mitten im Nirgendwo. Wenn man Tage und Nächte durchfährt, immer weiter an immer wechselnden Landschaften vorbei, merkt man erstmal, wie weit man sich von zu Hause entfernt. Dieses Gefühl von Entfernung hatte ich Flugzeug nie.

Die Tage waren trotzdem nicht langweilig. Daisy stellte sich als sehr angenehme Mitreisende heraus, mit der man sich gut unterhalten und Karten spielen konnte, aber auch mal in Ruhe ein Buch lesen konnte. Wir hatten noch einen Amerikaner mit im Wagen, der viel in der Welt unterwegs war. Wenn er Menschen in anderen Ländern trifft, behauptet er oft, dass er aus Kanada kommt. Das finden die Leute immer sympathischer, als Amerika.

Außerdem war noch eine Thailänderin dabei, die für ihr Studium einen Film über die Transsib gemacht hat und uns alle interviewt hat. Zwischendurch sind wir zusammen ausgestiegen, um am Bahnhof Bier und Kirschen zu kaufen. Oder wir haben uns im Gang getroffen und haben zusammen dabei zugeschaut, wie die Landschaften vorbeiziehen.

Bahnübergang auf der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn
Ein Bahnübergang irgendwo zwischen Moskau und Ulaanbaatar

Was noch passieren kann, wenn man ein ungültiges Visum hat

Nach meinem Erlebnis in Weißrussland war ich immer etwas nervös, wenn die Reisepässe kontrolliert wurden.

Wir waren schon nun 4 Tage unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn und nicht mehr weit von der Grenze zur Mongolei entfernt, als der Zug anhielt. Es stiegen wieder Männer in Uniform ein, die unsere Abteile und unsere Reisepässe kontrollierten. Ich war mal wieder erleichtert, als ich meinen Pass ohne Worte zurückbekam.

So standen meine Mitreisenden und ich noch eine Weile im Gang und haben dem Treiben außerhalb des Zuges zugeschaut, als zwei junge asiatische Frauen mit Koffern aus dem Zug stiegen. Die Beamten gingen mit ihnen und ihrem Gepäck zum Bahnhofsgebäude. Wie einer der Mitreisenden später erzählte, war das Russland Visum der beiden abgelaufen. Kurz vor der Ausreise aus Russland mussten sie aussteigen und zurück nach Moskau fliegen.

Ich hatte mit meinem verpatzten Visum Glück im Unglück. Es war ein Fehler der Reiseagentur. Hotel, Flug- und Taxikosten wurden von der Reiseagentur übernommen. Das Ganze wäre sonst ziemlich teuer geworden. Tips und Informationen rund um das Visum und die Planung für eine Reise mit der Transibirischen Eisenbahn gibt es hier.

Anja vor der Transsibirischen Eisenbahn
Kurzer Stopp auf dem Weg nach Ulaanbaatar

Mit der Transsibirischen Eisenbahn ans andere Ende der Welt

Für uns ging es nach dieser Passkontrolle weiter Richtung Osten. Nachts um zwölf hatten wir die Grenze zur Mongolei überquert. Nach einer sehr entspannten Passkontrolle haben wir nochmal ein paar Stunden geschlafen. Morgens konnten wir dann vom Zug aus dabei zusehen, wie über den vereinzelten Jurten die Sonne aufgeging. Die unglaubliche Weite der Mongolei packt einen sofort. Manchmal schaut man bis zum Horizont und sieht nichts als Steppe. Das fühlt sich sehr nach Freiheit an.

Und irgendwann war ich dann von meinem kleinen siegerländer Dorf am anderen Ende der Welt angekommen. Nach vier Tagen unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn war ich, trotz Aufregung darüber, endlich in Ulaanbaatar zu sein, etwas traurig den Zug zu verlassen. Was ich in Ulaanbaatar bei der Freiwilligenarbeit erlebt habe berichten wir euch in diesem Artikel „Durch Freiwilligenarbeit helfen und dabei Land und Leute kennenlernen„.

Ich hätte so noch eine Weile weiterfahren können. So wie es Daisy aus meinem Abteil gemacht hat. Sie ist nach ein paar Tagen in Ulaanbaatar weitergefahren bis Peking und von dort aus per Bahn immer weiter. Irgendwann kam von ihr eine Mail aus Vietnam. Auch dahin ist sie per Zug gereist. Es gibt also noch viele Bahnstrecken, die auf uns warten. Einfach in einem kleinen Dorf einsteigen und immer Richtung Osten fahren.

Und weil die Fahrt so schön war und ich mir das Fliegen nicht wieder schöntrinken wollte, bin ich auch zurück mit der Bahn gefahren. Den Bericht von meiner Rückreise von Ulaanbaatar nach Moskau und über Riga zurück nach Dortmund findet ihr hier.

Unter unserer Rubrik „Unterwegs“ findet ihr auch zu anderen tolle Reisezielen Berichte und Ideen die Welt und ihre Vielfalt zu erkunden und auch etwas zurück zu geben.

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